Semaglutid reduziert Nieren- und Herzinsuffizienzereignisse
Bericht:
Reno Barth
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Mit einem im Vergleich zu Placebo um 24% geringeren Risiko für schwerwiegende Nierenereignisse unter Therapie mit Semaglutid erreichte die FLOW-Studie ihren primären Endpunkt. Darüber hinaus wurden durch das GLP-1-Analogonauch das Herzinsuffizienzrisiko und die Gesamtmortalität signifikant gesenkt.
In der FLOW-Studie wurden die Wirkungen des GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid bei Personen mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) und Typ-2-Diabetes (T2D) auf renale und kardiovaskuläre Outcomes sowie auf das Überleben untersucht. In der in 28 Ländern durchgeführten Studie wurden 3533 Personen mit CKD und T2D aufgenommen und vor dem Hintergrund einer Standardtherapie mit Semaglutid 1,0mg 1x wöchentlich (n=1767) oder Placebo (n=1766) randomisiert behandelt. Es handelte sich um eine Hochrisikopopulation, in der 93% gemäß den Kriterien von KDIGO (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) ein hohes oder sehr hohes renales Risiko aufwiesen, so Dr. Richard Pratley, AdventHealth Translational Research Institute, Orlando, Florida, USA. Als primärer Endpunkt wurden schwerwiegende Nierenereignisse gewählt, definiert als Kombination aus dem Beginn eines Nierenversagens, einer Verringerung der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) um mindestens 50% gegenüber dem Ausgangswert oder einem nierenbedingten oder kardiovaskulären Tod (CV Tod).
Signifikante Reduktion der Gesamtmortalität um 20%
Im Hinblick auf diesen kombinierten Endpunkt reduzierte Semaglutid im Vergleich zu Placebo das Risiko um 24% (HR: 0,76; 95% CI: 0,66–0,88; p=0,0003; Abb. 1). Dies entspricht nach drei Jahren einer absoluten Risikoreduktion von 4,9% und einer „number needed to treat“ (NNT) von 20. Wurde der kardiovaskuläre Tod aus dem kombinierten Endpunkt ausgenommen, lag die Risikoreduktion bei ebenfalls signifikanten 21%. Der kombinierte kardiovaskuläre Endpunkt war in der Semaglutid-Gruppe um 18% reduziert. Die Gesamtmortalität war unter Semaglutid um 20% niedriger (HR: 0,80; 95% CI: 0,67–0,95; p=0,010). Dies wurde durch die Reduktion der Zahl kardiovaskulärer Todesfälle getrieben, renale Todesfälle waren in beiden Gruppen extrem selten. Prof. Dr. Katherine Tuttle, Universität Washington, USA, betont das Ausmaß der Mortalitätsreduktion und weist darauf hin, dass FLOW vorzeitig beendet wurde, weil eine präspezifizierte Interimsanalyse die Wirksamkeit von Semaglutid gezeigt hatte.1
Abb. 1: Semaglutid senkt das Risiko kombinierter Herzinsuffizienzereignisse inklusive CV Tod vs. Placebo (nach Tuttle K: Session S24; präsentiert am EASD-Kongress 2024)
Erwartungsgemäß war Semaglutid auch hinsichtlich der glykämischen Kontrolle und der Gewichtsreduktion die überlegene Option. Pratley weist in diesem Zusammenhang auch auf eine Analyse hin, die untersuchte, bei welchem Prozentsatz der Studienpopulation innerhalb der Behandlungszeit eine Insulintherapie begonnen werden musste. Auch in dieser Hinsicht erwies sich Semaglutid mit einer Risikoreduktion um 42% als signifikant überlegen.
Signifikant weniger Herzinsuffizienzereignisse mit Semaglutid
Bei fast allen Studienteilnehmernbestand bei Einschluss in die Studie eine mehrfache Hintergrundmedikation, bei 15% inkludierte dies einen SGLT2-Inhibitor (SGLT2i). Die aus heutiger Sicht geringe Zahl erklärt sich aus den zum diesem Zeitpunkt geltenden Indikationen und Empfehlungen. Der Beginn einer Therapie mit SGLT2i im Verlauf der Studie war erlaubt und häufig. Subgruppenanalysen zeigen bei Patienten, die SGLT2i einnahmen, zwar im Hinblick auf den primären Endpunkt keinen Vorteil für Semaglutid, doch ergeben die Details ein anderes Bild, so Tuttle. Beispielsweise reduzierte Semaglutid unabhängig von der SGLT2i-Einnahme den Abfall der geschätzten eGFR über das Maß hinaus, das mit SGLT2i plus Placebo erreicht wurde.2
Vor Kurzem präsentiert wurden auch die Ergebnisse einer präspezifizierten Analyse zum Herzinsuffizienzrisiko in der FLOW-Studie. Sie zeigen eine signifikante Reduktion von Herzinsuffizienzereignissen (sowohl inklusive als auch exklusive CV Tod) unter Therapie mit Semaglutid. Die Häufigkeit von HF-Ereignissen (inklusive CVTod) wurde durch Semaglutid um 27% gesenkt. Sowohl Patienten mit als auch ohne Herzinsuffizienz in der Anamnese profitierten von der Behandlung.3
Quelle:
„Kidney, CV, mortality, metabolic and safety results“, Vortrag von Dr. Richard Pratley; „FLOW secondary results and clinical implications“, Vortrag von Prof. Dr. Katherine Tuttle; in der Session „FLOW: the first dedicated kidney outcomes trial with GLP-1 RA, semaglutide, in patients with type 2 diabetes and CKD“, präsentiert am EASD-Kongress 2024 am 11. September 2024, Madrid
Literatur:
1 Perkovic V et al.: Effects of semaglutide on chronic kidney disease in patients with type 2 diabetes. N Engl J Med 2024; 391(2): 109-21 2 Mann JFE et al.: Effects of semaglutide with and without concomitant SGLT2 inhibitor use in participants with type 2 diabetes and chronic kidney disease in the FLOW trial. Nat Med 2024; doi: 10.1038/s41591-024-03133-0 3 Pratley RE et al.: Effects of Semaglutide on heart failure outcomes in diabetes and chronic kidney disease in the FLOW trial. J Am Coll Cardiol 2024; doi: 10.1016/j.jacc.2024.08.004
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