Aktuelle Daten: Tezepelumab zeigt ein Jahr über das Absetzen hinaus klinischen Effekt
Autor:
Reno Barth
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Mit dem Anti-TSLP-Antikörper Tezepelumab steht seit Kurzem ein Biologikum mit einem innovativen Wirkmechanismus zur Behandlung von schwerem Asthma bronchiale zur Verfügung. Neue Analysen der Phase-II- und III-Studien sowie ihrer Verlängerungsstudien unterstreichen den klinischen Wert dieser therapeutischen Option.
Tezepelumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper (IgG2λ), der gegen das Zytokin TSLP gerichtet ist und dessen Interaktion mit dem heterodimeren TSLP-Rezeptor verhindert. TSLP (thymisches stromales Lymphopoietin) ist in die Entzündungskaskaden aller Asthma-Phänotypen involviert und bietet daher die Option einer breiten Beeinflussung der Asthma-Pathophysiologie. Zulassung besteht für Tezepelumab in der Therapie des schweren Asthma bronchiale. Die Zulassung beruht auf der Phase-III-Studie NAVIGATOR, in der Tezepelumab in einer Population von Patienten mit schlecht kontrolliertem, schwerem Asthma im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Reduktion der Exazerbationen um mehr als 50 % sowie zu einer Verbesserung der Lungenfunktion, gemessen durch die forcierte Einsekundenkapazität (FEV1), führte.1 Die Wirkung war sowohl in der Studienpopulation mit Blut-Eosinophilenzahlen ≥ 300 Zellen/μL als auch in der Gruppe mit weniger als 300 Zellen/μL gegeben. Im Anschluss an NAVIGATOR hatten die Patienten die Möglichkeit, an der ebenfalls placebokontrollierten Verlängerungsstudie DESTINATION (in die auch Teilnehmer der Studie SOURCE aufgenommen wurden) teilzunehmen.2 Dabei zeigte sich über 104 Wochen anhaltende Wirksamkeit im Sinne seltenerer Exazerbationen, verbesserter Lungenfunktion und Symptomkontrolle sowie reduzierter inflammatorischer Biomarker. Nach 104 Wochen wurde Tezepelumab abgesetzt.
Kein vollständiger Rückgang zu Baseline-Werten
In einer aktuellen Auswertung von DESTINATION wurde nun untersucht, wie sich Biomarker und klinische Outcomes nach dem Absetzen von Tezepelumab entwickeln. Dazu wurde Teilnehmern aus DESTINATION ein verlängertes Follow-up über weitere 36 Wochen angeboten. Endpunkte waren die Veränderung im Asthma Control Questionnaire (ACQ)-6 Score, die Eosinophilenzahl im Blut (BEC), das fraktionierte exhalierte NO (FeNO) sowie das FEV1 vor Bronchodilatation (preBD ppFEV1). Während des verlängerten Follow-ups verschlechterten sich alle gemessenen Parameter. Allerdings betont Studienautor Prof. Dr. Christopher Brightling von der Universität Leicester, UK, dass ungeachtet der Verschlechterung alle Parameter auch am Ende des Follow-ups besser waren als vor Beginn der Behandlung mit Tezepelumab.3 In weiteren Studien sollte nun untersucht werden, ob es tatsächlich bei allen Patienten nach dem Absetzen von Tezepelumab zu einem neuerlichen Anstieg der Asthma-Parameter kommt oder ob Tezepelumab bei manchen Patienten krankheitsmodifizierende Wirkung hat.
Chancen auf Normalisierung der Lungenfunktion
In der Phase-IIb-Studie PATHWAY und der Phase-III-Studie NAVIGATOR verbesserte Tezepelumab bei Patienten mit schwerem, unkontrolliertem Asthma im Vergleich zu Placebo die Lungenfunktion vor Bronchodilatation, gemessen als Prozentanteil am FEV1-Soll. Im Rahmen des ERS 2023 stellte Prof. Dr. Ian Pavord von der Universität Oxford, UK, nun die Ergebnisse einer gepoolten Analyse dieser beiden Studien vor, die den Effekt von Tezepelumab in bei Einschluss nach Lungenfunktion stratifizierten Subpopulationen der beiden Studien (BD ppFEV1 < 80% und ≥ 80%) untersuchten.4 Die Auswertung ergab, dass in den beiden Studien bei Einschluss in den Verum- und Placebo-Gruppen jeweils rund 85 % der Population ein preBD ppFEV1 <80% aufwiesen. Aus diesen Gruppen erreichten in den beiden Studien unter Verum 18,1 % bzw. unter Placebo 10,0 % nach einem Jahr ein preBD ppFEV1 ≥ 80 %. In der Gruppe mit einem preBD ppFEV1 ≥ 80 % bei Einschluss zeigten unter Tezepelumab signifikant weniger Patienten eine Verschlechterung der Lungenfunktion. Während bei 29,0 % der Placebo-Patienten das preBD ppFEV1 auf einen Wert < 80 % abnahm, war dies in der Tezepelumab-Gruppe bei 19,8 % der Fall. Studienautor Pavord betont jedoch, dass sich im Schnitt das preBD ppFEV1 unter Tezepelumab auch in der Gruppe mit preBD ppFEV1 ≥ 80 % verbesserte. Man könne aus diesen Daten schließen, so Pavord, dass auch bei unkontrolliertem Asthma und einem preBD ppFEV1 < 80 % gute Chancen auf eine Normalisierung der Lungenfunktion bestehen.
Quelle:
Session „Biological treatments for asthma: a new era in severe asthma management“ am 10. September 2023 in Mailand
Literatur:
1 Menzies-Gow A et al.: N Engl J Med 2021; 384(19): 1800-9 2 Menzies-Gow A et al.: Lancet Respir Med 2023; 11(5): 425-38 3 Brightling C et al.: Biomarkers and clinical outcomes after cessation of tezepelumab after 2 years of treatment (DESTINATION). Presentation ID 1415 am ERS 2023 4 Pavord I et al.: Tezepelumab can restore normal lung function in patients with severe, uncontrolled asthma. Presentation ID 1417 am ERS 2023
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