Neue S1-Leitlinie zu Spannungskopfschmerz
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Die aktuelle Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp“ gibt spezielle Empfehlungen zur nichtmedikamentösen Prophylaxe. Aufgenommen wurden Übungen zur Mobilisation, Dehnung und Kräftigung der Nackenmuskulatur, Weichteiltechniken und die manuelle Therapie. Neu sind darüber hinaus aktualisierte Angaben zur Prävalenz des Kopfschmerzes vom Spannungstyp.
Die neue Leitlinie befasst sich im Gegensatz zu der vorherigen S1-Leitlinie „Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen“ ausschließlich mit dem Kopfschmerz vom Spannungstyp (KST).
Typischerweise handelt es sich klinisch beim KST um einen milden bis mittelschweren holozephalen Kopfschmerz mit dumpf-drückendem Charakter. Der Spannungskopfschmerz betrifft viele Menschen, auch wenn nach stringenter Anwendung der ICHD-3-Kriterien für den KST die 1-Jahres-Prävalenz mit 10,3% bei Frauen und 6,5% bei Männern in Deutschland deutlich niedriger als in früheren Studien liegt, wie die aktuelle Leitlinie betont. Meist tritt die Erkrankung erstmals zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr auf, der Prävalenzgipfel liegt um das 40. Lebensjahr.
Neue Empfehlungen zur nichtmedikamentösen Therapie
Studien zufolge liegt eine Assoziation mit Fatigue, Unfähigkeit zur Entspannung nach der Arbeit und Schlafmangel vor. Insbesondere Patientinnen und Patienten mit einem chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp (mindestens 15 Kopfschmerztage/Monat seit mindestens 3 Monaten) sind in ihrer Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. Die Leitlinie rät daher bei diesen Betroffenen zur medikamentösen Prophylaxe.
Maßnahmen zur nichtmedikamentösen Vorbeugung umfassen Ausdauer- und Krafttraining, Physiotherapie und psychologische Verfahren. Neu werden in der Leitlinie Übungen zur Mobilisation, Dehnung und Kräftigung der Nackenmuskulatur, Weichteiltechniken und manuelle Therapie als wirksame nichtmedikamentöse Einzelinterventionen empfohlen. Diese Maßnahmen können auch kombiniert werden.
Medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapien in der Akutphase
Zur Akuttherapie sind in der Regel klassische Analgetika oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wirksam. Führen sie nicht zu einer ausreichenden Schmerzlinderung, werden Kombinationsanalgetika mit Koffein empfohlen, bei denen es allerdings zu mehr Nebenwirkungen wie Benommenheit und Nervosität kommt.
Auch nichtmedikamentöse und topische Optionen können zur Akuttherapie eingesetzt werden: Die Empfehlung lautet, 10%iges Pfefferminzöl dreimal im Abstand von je 15 Minuten großflächig auf Stirn und Schläfen aufzutragen, zudem gibt es auch Hinweise auf die Wirksamkeit von Tigerbalsam.
Stellenwert einer Prophylaxe
„Wichtig ist, die Patientinnen und Patienten auch auf die nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten hinzuweisen, aber ebenso die Möglichkeit einer medikamentösen Prophylaxe insbesondere bei Patienten mit chronischem KST zu besprechen. Ansonsten entsteht die Gefahr einer zu häufigen Akutmedikamenteneinnahme, wodurch ein Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch entstehen kann“, erklärt der federführende Leitlinienautor Dr. Neeb. „Hinzu kommt, dass eine multimodale Therapie bestehend aus nichtmedikamentösen Verfahren und Pharmakotherapie von größerem Nutzen sein kann als die alleinige medikamentöse Therapie und somit in der Leitlinie empfohlen wird.“
An der Leitlinienerstellung waren neben der DGN und der DMKG auch die Deutsche Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaft (DGPTW), die Deutsche Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und -forschung (DGPSF), die Österreichische Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG), die Schweizerische Kopfwehgesellschaft (SKG) und die Schweizerische Neurologische Gesellschaft (SNG) beteiligt. (red)
Quelle:
Medienmitteilung der DGN vom 11. März 2024
Originalpublikation:
Neeb L et al.: Diagnostik und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp, S1-Leitlinie, 2023. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.): Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 2.5.2024)
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