
Umfassender Urin-Gentest mit 18 Genen zur Detektion von High-Grade-PCa
Bericht:
Mag. Dr. Anita Schreiberhuber
„Prostataspezifisches Antigen“-gelenktes Screening (PSA-Screening) kann zur unnötigen Durchführung von Biopsien mit dem Risiko falsch positiver Resultate und der Detektion von indolenten Karzinomen führen. Da die akkurate Diagnose von High-Grade-Prostatakarzinomen (HG-PCa) der Grade Group (GG) ≥2 wichtig ist, wurde ein vielversprechender Biomarker entwickelt, der eine hohe Sensitivität für die Detektion von HG-PCa aufweist.
Übertherapie vermeiden
PSA-Screening kann zu unnötigen Biopsien und Überdiagnosen von niedriggradigen (LG), d.h. Grade Group 1 (GG1), indolenten PCa führen.1 Aus diesem Grund haben die Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) die Empfehlung implementiert, dass Männern mit einem erhöhten PSA-Wert eine Untersuchung mittels multiparametrischer Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Biomarkertestung angeboten werden soll. Damit kann eine Risikostratifizierung vorgenommen werden, die die Entscheidung bzgl. einer Biopsie lenkt.2
Die bislang verfügbaren Biomarker liefern diagnostische Informationen für PCa der GG ≥2, sodass weniger Patienten einer Biopsie zugeführt werden müssen und weniger Patienten mit einer LG-Erkrankung überdiagnostiziert werden.3 „Das Problem bei den bislang verfügbaren Biomarkern ist jedoch ihre biologische Assoziation mit PCa aller Grade. Uns geht es aber um die frühzeitige Detektion von PCa hoher GG, die potenziell tödlich verlaufen können“, erklärte Prof. Dr. Ganesh Palapattu, University of Michigan, USA, die Ambition seiner Arbeitsgruppe, einen Biomarker speziell für die Detektion von HG-PCa zu entwickeln.
Hohe Sensitivität für Detektion von PCa der GG ≥2
Folgende Hypothese war die Basis für die entsprechende Studie: Die Detektion von PCa der Grade ≥2 könnte durch die Implementierung von neuen mit HG-PCa assoziierten Markern und unter Miteinbezug von zusätzlichen krebsspezifischen Markern verbessert werden.
Im Zuge einer RNA-Sequenzierungsanalyse wurden in 58724 Genen 654 Marker für PCa identifiziert, einschließlich 17, die ausschließlich von HG-PCa überexprimiert werden. Genexpression und klinische Faktoren wurden im neuen Urintest für HG-PCa, dem MyProstateScore 2.0 (MPS2), modelliert. Parallel dazu wurden optimale Modelle mit (MPS2 Plus) und ohne Prostatavolumen (MPS2) entwickelt, die anschließend in einer prospektiven Studienkohorte einer verblindeten externen Validierung unterzogen wurden.
Von 815 Teilnehmern in der Entwicklungskohorte wurden mittels quantitativer PCR (qPCR) bei 761 (93,4%) valide Ergebnisse erzielt. In der Studienbiopsie wurde bei 293 Männern (38,5%) ein PCa der GG ≥2 nachgewiesen. In der Validierungskohorte war die qPCR bei 743 Teilnehmern (91,4%) erfolgreich, bei 153 (20,3%) wurde in der Biopsie ein HG-PCa detektiert. Sowohl die MPS2- als auch die MPS2-Plus-Werte waren bei diesen Patienten signifikant höher als bei jenen mit negativen Biopsien oder PCa der GG 1 (alle p-Werte <0,001). Die beobachtete Prävalenz, dass sich die Häufigkeit von HG-PCa den mittels MPS2 und MPS2 Plus vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten sehr nah annäherte, spiegelte die gute Kalibrierung wider. Das MPS2-Modell hätte mit einer 95%-igen Sensitivität zu einer Reduktion von unnötigen Biopsien in der initialen Biopsiepopulation geführt.4
Fazit
Der neue, 18 Gene umfassende PCa-Test weist eine höhere diagnostische Genauigkeit auf als bislang verfügbare Biomarker. Die Daten deuten darauf hin, dass MPS2 gegenüber den gegenwärtig verfügbaren diagnostischen Tests eine entscheidende Verbesserung insbesondere hinsichtlich der Detektion von PCa der Grade ≥2 mit sich bringt. Bei klinischer Anwendung würde er zu einer bedeutsamen Reduktion von unnötigen Biopsien bei gleichzeitiger Detektion von HG-PCa mit hoher Sensitivität führen.
Quelle:
10.Michael J. Marberger Annual Meeting, 13.Dezember 2024, Wien
Literatur:
1 Fenton JJ et al.: Prostate-Specific Antigen-based screening for prostate cancer: evidence report and systematic review for the US preventive services task force. JAMA 2018; 319: 1914-31 2 NCCN: Prostate cancer early detection (version 1.2023). https://www.nccn.org/professionals/physician_gls/pdf/prostate_detection.pdf ; zuletzt aufgerufen am 10.3.2024 3 Eyrich NW et al.: Biomarkers for detection of clinically significant prostate cancer: contemporary clinical data and future directions. Transl Androl Urol 2021; 10(7): 3091-103 4 Tosoian JJ et al.: Development and validation of an 18-gene urine test for high-grade prostate cancer. JAMA Oncol 2024; 10(6): 726-36