
Effekte von Krebsprävention, -screening und -behandlung von 1975 bis 2020
Autor:innen:
Dr. Julia Weiss
Prof. DDr. Shahrokh Shariat
Department für Urologie, Comprehensive Cancer Center Vienna
MedUni Wien
An Tumorprävention und Screening führt kein Weg vorbei. In einer kürzlich veröffentlichten Überblicksstudie von Goddard et al. wurde analysiert, wie viele Todesfälle damit verhindert werden können.
In ihrer Studie analysierten Goddard et al., wie viele Krebstodesfälle in den USA von 1975 bis 2020 durch medizinische Fortschritte verhindert wurden. Die Autor:innen verwendeten einen modellbasierten Ansatz, um den Einfluss von Prävention, Screening und Früherkennung auf die Mortalität zu bewerten. Anhand bevölkerungsweiter Mortalitätsdaten lieferte die Untersuchung wertvolle Erkenntnisse über die Effektivität von Prävention, Screening und gezieltere Behandlung zur Verhinderung von Krebstodesfällen (Abb. 1).
Abb. 1: Schematische Darstellung der Tumorprogression sowie Möglichkeiten für Prävention, Screening und gezielte Therapie (nach Goddard KAB et al. 2024)1
Prävention leistete den größten Beitrag zur Reduktion der Sterblichkeitsrate
Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Abnahme der Mortalität, welche sich auf den Einsatz von Präventions-, Screening- und Therapiemaßnahmen zurückführen ließ. Dabei wurden Prostata-, Brust-, Kolorektal-, Lungen- und Zervixkarzinome berücksichtigt. Diese Tumorarten machen einen großen Anteil der Krebstodesfälle allgemein aus und gleichzeitig gibt es hier bereits gut etablierte Präventions- und Screeningmaßnahmen.
Prävention leistete den größten Beitrag zur Reduktion der Sterblichkeitsrate. Hier ist vor allem die Tabakkontrolle in Hinblick auf Lungenkarzinome zu erwähnen. Es hatten jedoch nicht alle Präventionsmaßnahmen den gleichen Effekt und es gibt deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Tumorarten. Auch Screening-Programme, vor allem bei Brust- und Darmkrebs, führten zu einer signifikanten Reduktion der Mortalität. Insgesamt konnten somit in den USA in dem Zeitraum von 45 Jahren rund 6 Millionen Tode durch Tumoren verhindert werden.
Nicht alle haben Zugang zur Krebsversorgung
Trotz dieser Erfolge durch Prävention, Screening und gezielter Therapie bestehen weiterhin erhebliche Ungleichheiten im Zugang zur Krebsversorgung, wie die Autor:innen anmerkten. Gerade sozioökonomisch schwächere Bevölkerungsgruppen werden benachteiligt.
Eine Schwachstelle der Studie ist, dass nicht alle Tumorarten mit hoher Mortalität in diese modellbasierte Studie miteinbezogen wurden. Leber- und Pankreaskarzinome wurden hier nicht berücksichtigt. Zudem wurden seltene Tumoren, welche zusammen rund ein Viertel der Krebstodesfälle ausmachen, auch nicht in die Studie einbezogen. Mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen von Präventions-, Screening- oder Therapiemaßnahmen wurden nicht beschrieben.
Fazit
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Studie eindrucksvolle Einblicke in die Bedeutung von Präventions- und Screeningmaßnahmen sowie den Einsatz von modernen gezielten Therapiemethoden zur Krebsbehandlung bietet. Es besteht die Notwendigkeit, weitere Strategien zu entwickeln, wie diese Maßnahmen ausgebaut werden können. Die Erkenntnisse sind nicht nur für die USA relevant, sondern bieten auch europäischen Ländern wie Österreich eine Vorlage für die Optimierung der nationalen Krebsbekämpfungsstrategie.
Literatur:
1 Goddard KAB et al.: Estimation of cancer deaths averted from prevention, screening, and treatment efforts. JAMA Oncol 2024; 1975-2020