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Vom Endometrium- bis zum Zervixkarzinom

Molekularpathologie für die gynäkologische Onkologie

Im Bereich der gynäkologischen Onkologie kam es in den letzten Jahren zu wesentlichen Veränderungen in der Therapie, basierend auf wesentlichen Erkenntnissen aus klinisch-pathologischen Forschungsergebnissen. Speziell davon betroffen sind das Endometriumkarzinom und das Ovarialkarzinom, weniger ausgeprägt das Zervixkarzinom.

Für das Endometriumkarzinom hat sich im Zuge der WHO-Klassifikation der Tumoren 2020 eine molekulare Klassifikation etabliert, die ursprünglich nur für den endometrioiden histologischen Typ vorgesehen war. Diese molekulare Klassifikation wurde in den letzten fünf Jahren von namhaften wissenschaftlichen Organisationen wie der European Society of Gynecological Oncology (ESGO), der European Society for Radiotherapy and Oncology (ESTRO), der European Society of Pathology (ESP), der European Society for Medical Oncology (ESMO) und der International Federation of Gynecology and Obstetrics (FIGO) übernommen und in Empfehlungen und Richtlinien integriert.1–4 ESGO, ESTRO und ESP haben im vergangenen Jahr ihre gemeinsamen Empfehlungen wesentlich überarbeitet und verfeinert. Die molekulare Klassifikation wird dabei für alle Endometriumkarzinome empfohlen und sollte am besten im Zuge der Erstdiagnostik am Kürettagematerial erstellt werden. Die molekulare Klassifikation basiert ursprünglich auf den Ergebnissen des Cancer-Genome-Atlas-Projektes (TGCA), das mittels Next-Generation-Sequencing (NGS) vier prognostisch unterschiedliche Subtypen des Endometriumkarzinoms darstellen konnte. Die Anwendung von Surrogatmarkern hat die Untersuchung vereinfacht und praxistauglich gemacht. Die Klassifikation basiert auf folgenden Untersuchungen: Immunhistochemie mit Antikörpern gegen Östrogenrezeptoren, p53 und Mismatch-Repairproteine sowie eine molekulare Untersuchung auf pathogene Polymerase-E (POLE)-Mutationen. Basierend auf diesen Untersuchungen ergeben sich schließlich vier unterschiedliche Subtypen (Tab. 1). Mithilfe der Untersuchungen werden drei wesentliche Alterationen detektiert: eine Mismatch-Repair-Defizienz (MMRd) oder eine abnorme p53-Expression bzw. TP53-Mutationen und pathogene POLE-Mutationen. Fehlen diese drei Alterationen spricht man von „No specific molecular profile“(NSMP)-Karzinomen, die mit etwa 50% die größte Gruppe darstellen. NSMP-Karzinome werden auf Basis des Östrogenrezeptors und des histopathologischen Differenzierungsgrades in zwei Subgruppen unterteilt (Tab. 1). Der molekulare Typ hat eine wesentliche prognostische Aussagekraft, sagt aber auch das Ansprechen auf Therapieoptionen vorher. Dazu zählt insbesondere das Ansprechen auf eine Immuncheckpoint-Inhibition bzw. Therapie mit Immunonkologika bei MMR-defizienten und auch bei POLE-mutierten Karzinomen. P53-abnorme Karzinome sprechen wiederum gut auf eine Radio-Chemotherapie an, während diese bei POLE-mutierten Karzinomen kaum Wirkung zu zeigen scheint. Für Karzinome mit TP53-Wildtyp gibt es ebenfalls eine neue Therapie, speziell für fortgeschrittene Stadien und Rezidive.

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