Assoziierte Faktoren eines frühen versus späten Krankheitsbeginn
Bericht:
Martha-Luise Storre
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Die atopische Dermatitis (AD) galt lange Zeit als eine hauptsächlich pädiatrische Erkrankung, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit einer Remission verbunden war. In den letzten Jahren hat sich jedoch immer mehr Evidenz dafür herausgebildet, dass die AD auch im Erwachsenenalter beginnen oder nach einer jahrelangen Remission erneut auftreten kann.
Keypoints
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Bei rund einem Viertel der Patientinnen und Patienten mit AD tritt die Erkrankung erstmals im Erwachsenenalter auf.
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Eine maternale AD stellt jeweils den wichtigsten assoziierten Faktor für die Krankheitsentstehung dar.
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Je später die AD auftritt, umso weniger geht die Erkrankung mit atopischer Komorbidität einher.
Studiendaten zeigen, dass die AD weltweit gepoolt in 26,1% der Fälle erstmals im Alter von ≥16 Jahren diagnostiziert wird.1 Die Ergebnisse werden durch eine Querschnittsanalyse der ProRaD-Kohorte* mit 903 Erwachsenen (AD: n=736, Kontrollen: n=167) unterstützt.2 Diese ergab, dass bei 23,6% der Teilnehmenden die AD im Erwachsenenalter aufgetreten ist, wie Dr. med. Laura Maintz, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Bonn, präsentierte (Abb.1). Welche Faktoren sind mit einem Beginn der AD in unterschiedlichen Lebensphasen assoziiert und gibt es hier Unterschiede zwischen den Altersgruppen?Der am stärksten assoziierte Faktor
Abb. 1: Die Querschnittsanalyse der ProRaD-Kohorte wertete aus, in welchem Alter bei den Teilnehmenden erstmals eine AD auftrat (mod. nach Maintz L et al.) 2
für einen Beginn der AD im Kindesalterim Vergleich von nichtatopischen und atopischen Kontrollen – Letztere definiert als keine AD, aber allergische Rhinitis, Konjunktivitis, Nahrungsmittelallergie und/oder Asthma –, war eine maternale AD.2 Hier bestehe eine um bis zu 33-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit, so Maintz. Auch die maternale Nahrungsmittelallergie sei stark assoziiert. Weitere Faktoren, die einen frühen Beginn beeinflussen können, seien ein erhöhter Gesamt-IgE sowie eine erhöhte Gesamtzahl an Atopiestigmata. Jedes zusätzliche Atopiestigmata verdoppelte in dieser Untersuchung die Wahrscheinlichkeit. «Die stärksten Effekte zeigten sich in diesem Zusammenhang demnach bei der palmaren Hyperlinearität, von der man wisse, dass diese stark mit Filaggrin-Mutationen assoziiert ist», erklärte Maintz. Eine Nahrungsmittelallergie des Kindes erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer frühen AD um das Dreifache, bei einer allergischen Rhinitis war dies jedoch weniger wahrscheinlich. Die Erhebung zeige zudem eine Assoziation mit einem höheren Bildungsgrad der Kinder bzw. ihrer Eltern sowie in univarianten Analysenauch mit Passivrauchen und einem Personenhaushalt unter vier Personen.
Ähnlich wie bei den Kindern stelle auch bei einem Beginn der AD im Erwachsenenalter die maternale AD einen wichtigen Faktor dar.2 Parallelen bestünden ebenfalls hinsichtlich eines erhöhten Gesamt-IgEs und der Anzahl von Atopiestigmata. Zusätzlich weisen aktive Raucherinnen und Raucher eine vier- bis fünffach erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, eine AD im Erwachsenenalter zu entwickeln, im Vergleich zu gesunden Kontrollen, erläuterte die Dermatolgin. Patienten mit Beginn der AD im Erwachsenenakter waren meist in Clustern mit einem stärkeren Einfluß von körperlicher Inaktivität und niedrigerem Einfluss von persönlicher und familiärer Atopie repräsentiert. Des weiteren zeigte sich ein Trend zu einer assoziation mit Passivrauchen und ebenfalls mit dem kleinen Haushalt. Ein Beginn im mittleren oder späten Erwachsenenalter sei also stärker durch Lifestyle-Faktoren beeinflusst.
Unterschied in der Komorbidität
So ähnlich die assoziierten Faktoren bei der early- vs. late-onset AD sind, so unterschiedlich stellt sich die Entwicklung von Begleiterkrankungen dar: Im Erwachsenenalter bestehe eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine allergische Rhinitis, jedoch eine bis um das circa Dreifache reduzierte Odds-Ratio für multiple atopische Komorbiditäten sowie Allergien. Auch der weisse Dermographismus trete seltener auf. Von denjenigen, bei denen die AD bereits im Kindesalter begann, zeigen lediglich 12,1% eine isolierte, pure Form ohne zusätzliche Komorbidität. Im Gegensatz dazu haben 27,6% derjenigen, bei denen die AD im späteren Lebensalter auftrat, keine assoziierten Begleiterkrankungen. «Die Wahrscheinlichkeit für atopische Komorbiditäten sinketmit späterem Krankheitsbeginn».
In praktischer Konsequenz leisteten die Daten der Querschnittsanalyse einen Beitrag für eine bessere Einschätzung des individuellen Risikos für die Entwicklung in unterschiedlichen Lebensperioden, mit einer entsprechenden Beratung der Erkrankten. Auch eine Modifizierung von Faktoren, wie Sport oder Rauchen, aber auch die Prävention von Nahrungsmittelallergien, sei vor diesem Hintergrund leichter umsetzbar.
*ProRaD: prospektive Längsschnittstudie zur Untersuchung der Remissionsphase bei Patientinnen und Patienten mit atopischer Dermatitis und anderen allergieassoziierten Erkrankungen wie Asthma, Lebensmittelallergien und allergischer Rhinitis (Standorte: Bonn, Augsburg, Davos, Zürich)
Quelle:
Vortrag «Atopische Dermatitis – assoziierte Faktoren bei Beginn im Erwachsenen- verglichen zum Kindesalter» von Dr. med. Laura Maintz im Rahmen des Symposiums «Atopische Dermatitis», 52. DDG-Tagung am 28. April 2023, Berlin
Literatur:
1 Lee HH et al.: A systematic review and meta-analysis of the prevalence and phenotype of adult-onset atopic dermatitis. J Am Acad Dermatol 2019;80(6): 1526-32 2 Maintz L et al.: Atopic dermatitis: correlation of distinct risk factors with age of onset in adulthood compared to childhood. Allergy 2023; 78(8): 2181-201
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