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Wie sie vermieden und behandelt werden können

Arthritiden bei Psoriasispatienten

Circa ein Viertel aller Psoriasispatienten entwickelt im Lauf des Lebens eine Gelenkbeteiligung. Doch es gibt erfolgreiche Strategien, dem entgegenzuwirken oder zumindest die weitere Progression der Erkrankung abzubremsen.

Kann die Art der Behandlung der Psoriasis die Entwicklung einer Psoriasis-Arthritis bei Patienten verhindern, die keine Psoriasis-Arthritis haben? Dieser Frage stellte sich Prof. Bruce Strober von der Yale University School of Medicine (CT, USA) am diesjährigen EADV-Kongress.1 Denn darauf gebe es bereits erste Hinweise: So zeigte eine retrospektive Kohortenstudie auf Basis von Krankenkassendaten, dass Patienten, die IL-12/23- oder IL-23-Inhibitoren für ihre Psoriasis erhielten, im Vergleich zu solchen, die mit anderen Biologika-Klassen behandelt wurden, deutlich seltener eine PsA entwickelten.2

Um diesbezüglich mehr Klarheit zu erhalten, führten Prof. Strober und Kollegen eine Datenanalyse durch: Die einbezogenen Patienten wurden zwischen Januar 2014 und Dezember 2022 mit zwei ICD-9/ICD-10-Diagnosecodes für Psoriasis in eine amerikanische Datenbank (Optum Clinformatics Data Mart,CDM) aufgenommen.Insgesamt konnten 7345 Biologika-naive Teilnehmer in die Analyse einbezogen werden: 2712 wurden initial mit einem IL-23-Blocker behandelt, 1078 mit einem IL-12/23-Blocker, 811 mit einem IL-17-Blocker und 2744 mit einem TNF-Blocker. Alle Teilnehmer wurden drei Jahre lang beobachtet. Im Vergleich zu Teilnehmern, die IL-23-Hemmer erhielten, zeigten Teilnehmer, die IL-17- (HR: 1,44; p=0,0295) oder TNF-Hemmer (HR: 1,9; p<0,0001) erhielten, eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, in dieser Zeit eine entzündliche Arthritis zu entwickeln. Für die Entwicklung einer PsA zeigte sich ein signifikanter Unterschied zugunsten der IL-23-Blocker nur im Vergleich zu TNF-Blockern (HR: 2,05; p<0,001).

Prof. Strober wies aber auch auf einen Kritikpunkt der Analyse hin: So könnte es sein, dass Ärzte IL-23-Blocker bevorzugt Teilnehmern mit frühen Markern für PsA verschrieben haben könnten. Daher sollten die aktuellen Ergebnisse durch weitere Studien überprüft werden.

Gelenkschmerzen und Progression

Besteht bereits eine PsA, so ist die Blockade von IL-17 besonders effektiv, was die Linderung von Gelenkschmerzen angeht: Dies zeigten die kürzlich vorgestellten Daten der Verlängerungsstudie der beiden Phase-3-Studien BE OPTIMAL (BO) und BE COMPLETE (BC) mit dem dualen IL-A/IL-17-Blocker Bimekizumab. In der 16-wöchigen Doppelblindphase wurden in die BO-Studie 852 erwachsene PsA-Patienten eingeschlossen, die nicht auf biologische DMARDs ansprachen und Placebo, Adalimumab als Referenz oder Bimekizumab erhielten. An der Studie BC nahmen 400 Patienten teil, die nicht auf TNF-Blocker angesprochen hatten. Beide Studien umfassten einen doppelblinden Zeitraum bis Woche 16 (primärer Endpunkt «American College of Rheumatology [ACR] 50»-Ansprechen, entsprechend einer mindestens 50%igen Verbesserung der Symptome Gelenkschmerz, Gelenkschwellung und Funktionsbeeinträchtigung) und eine offene Studienverlängerung bis Woche 52, in der alle Patienten mit Bimekizumab mit einer Dosis von 160mg alle vier Wochen behandelt wurden.

In Woche 16 war Bimekizumab in beiden Studien Placebo in Bezug auf Gelenk-, Röntgen- und Hautbefunde überlegen. Der therapeutische Effekt blieb langfristig erhalten: So zeigten die Gesamtergebnisse in Woche 52 in BO der aktuellen Analyse zufolge ein ACR50-Ansprechen von über 60%, selbst bei den Patienten, die initial Placebo erhielten. In BC lagen die ACR50-Ansprechraten bei 47,7% bzw. 56,3% in der initialen Placebogruppe.

Die Analyse der Untergruppen von Patienten mit mässigem (≥3–≤10%) und schwerem (≥10%) Befall der Körperoberfläche ist nach Ausführung von Prof. Diamant Thaçi,Leiter des Exzellenzzentrums Entzündungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Lübeck, der die Studienergebnisse am EADV-Kongress 2023 vorstellte, für Dermatologen von besonderem Interesse.3 Selbst hier wurde ACR50 bei 60,9%/56,3% (BO) und 41,3%/55,0% (BC) der Patienten mit mässiger BSA-Beteiligung erreicht. Die entsprechenden Werte für BSA ≥10% lagen sogar bei 64,6%/69,9% (BO) bzw. 64,0%/58,2% (BC). In beiden Studien hatten 70–80% der Patienten am Ende weniger als ein geschwollenes Gelenk. Auch die Hautsymptome sprachen gut auf die Therapie an, z.B. wurden PASI-Werte von 1 oder weniger bei 73–82% in den Untergruppen mit einem BSA ≥3–≤10% beobachtet: Eine vollständig abgeheilte Haut in Kombination mit einem ACR50-Ansprechen erreichte ca. die Hälfte der Patienten.

Die Verträglichkeit entsprach dem bisher bekannten Sicherheitsprofil: So sind Candida-Infektionen eine der häufigsten beobachteten Nebenwirkungen unter Bimekizumab-Therapie. Die beobachteten Infektionen waren ausschliesslich von milder bis mittelschwerer Ausprägung und gut zu beherrschen.

EADV-Kongress 2023, 11.–14. Oktober 2023, Berlin

1 Strober B: Präsentation FC08.8, EADV-Kongress 2023, 11.–14. Oktober, Berlin 2 Singla S et al.: Lancet Rheumatol 2023; March 6. DOI: 1016/S2665-9913(23)00034-6 3 Thaci D: Präsentation FC05.4, EADV-Kongress 2023, 11.–14. Oktober, Berlin

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