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Geheimnis um Cholerabakterien gelüftet

Neue Untersuchungen der EPFL zeigen: Cholerabakterien liefern sich einen stillen Krieg mit Viren, der den Verlauf von Epidemien beeinflussen kann.

Lausanne. Der Verlauf von Choleraausbrüchen wird nicht nur durch verseuchtes Wasser und/oder mangelnde Hygienestandards beeinflusst. Auch Bakteriophagen, die Cholerabakterien angreifen, spielen eine wichtige Rolle, wie eine neue Studie des Global Health Institute der EPFL beleuchtet. Demnach sind bestimmte Cholerastämme – insbesondere jene der 1990er-Jahre-Epidemie in Lateinamerika – aufgrund eines ausgeklügelten Immunsystems gegen Phagen besonders resistent. Die sogenannten WASA-Stämme (West African South American) verfügten über mehrere genetische Abwehrsysteme, die sie etwa vor dem dominanten Phagen ICP1 schützten – mit drastischen Mitteln: Infizierte Bakterienzellen beenden ihren Lebenszyklus vorzeitig, um eine Vermehrung der Phagen zu verhindern. «Der Phage wird an der Vermehrung gehindert, aber erst, nachdem er bereits die zelluläre Maschinerie des Cholerabakteriums gekapert hat», erklärt Studienleiter David Adams. Weitere Systeme richten sich gegen verschiedene Virusarten und erweitern damit den Schutzschirm der Bakterien.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese genetischen Schutzmechanismen die massive Ausbreitung der Epidemie in Lateinamerika begünstigt haben könnten. Während in Endemiegebieten wie Bangladesch Phagen teilweise als natürliche Kontrolle wirken, war dieser Effekt bei den peruanischen Stämmen ausgehebelt – ein evolutionärer Vorteil, der den Erregern erlaubte, sich rascher zu verbreiten. Die Forschung hat auch Auswirkungen auf zukünftige Behandlungsstrategien: Angesichts wachsender Antibiotikaresistenzen gilt die Phagentherapie als vielversprechende Alternative. Doch die Erkenntnis, dass Bakterien ihre Virenjäger gezielt abwehren können, wirft neue Fragen zur Wirksamkeit auf. Die Studie zeigt: Um Cholera wirksam zu bekämpfen, muss man auch die virale Ökologie der Erreger verstehen – und ihre Fähigkeit, sich an ihre mikroskopischen Widersacher anzupassen. (kagr)

Quelle: EPFL

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